Das Deutsche Apotheken-Museum
im Heidelberger Schloss

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Neues Museumsdepot

Kostbarkeiten langfristig professionell bewahren

Ein Meilenstein in der Museumsgeschichte: Seit 1. März 2016 ist die Deutsche Apotheken Museum-Stiftung Eigentümerin einer Immobilie, die als Depot für magazinierte Sammlungsobjekte genutzt wird. Damit ist die optimale Lagerung der Sammlungsexponate und deren langfristige Erhaltung sicher gewährleistet - eine Kernaufgabe von Museen laut Vorgabe des Internationalen Museumsrates (ICOM).

Der Kauf konnte aus Mitteln des Stiftungskapitals, durch Spenden des Museumsfördervereins und weiterer Freunde des Museums finanziert werden: Der Ehrensenator der Dt. Apotheken Museum-Stiftung und langjährige frühere Vorstandsvorsitzende Dr. Hermann Vogel wie auch sein Amtsnachfolger Thomas Benkert, beide München, warben hierfür erfolgreich weitere Spenden ein. Die Dr. August und Dr. Anni Lesmüller-Stiftung München stand mit einer namhaften Summe bereit, wie auch der Förderverein Dt. Apothekenmuseum einen stattlichen Betrag nicht nur für den Kauf, sondern auch für den Einbau einer Alarm- und Brandmeldeanlage sowie zur Erweiterung des genutzten Regalsystems bereitstellte. Auch bei Metin Ergül, Geschäftsführer der Avoxa Mediengruppe, Eschborn, traf man auf großzügiges Wohlwollen. Ebenso unterstützte die Noweda-Stiftung das Vorhaben dankenswerterweise mit einer beträchtlichen Spende. Die Awinta GmbH in Bietigheim-Bissingen sowie die AVN Apotheken-Verrechnungsstelle Dr. Carl Carstens GmbH & Co. KG und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank sorgten dankenswerterweise für die Schließung letzter Finanzierungslücken.

Das Depotgebäude

Das architektonisch ansprechende Gebäude liegt in einem gepflegten Heidelberger Gewerbegebiet nur wenige Kilometer vom Museum entfernt. Es wurde 1996 mit hohen Qualitätsstandards errichtet und seitdem vom Bauherrn, einem mittelständischen Unternehmen in Familienbesitz, bis zum Verkauf aus Altersgründen verantwortungsvoll betreut. Es ist daher in überdurchschnittlich gutem Zustand, wie die Gutachten der verschiedenen vor dem Abschluss des Kaufvertrages hinzugezogenen Sachverständigen einhellig belegen.

Die Aufbewahrungsmöglichkeiten im neuen Domizil seien ohne Frage „in der Oberliga der Museumsdepots“ anzusiedeln, urteilte das Unternehmen "Thermolignum", das im Frühjahr den Umzug aus bisherigen Magazinräumen in das neue Depot restauratorisch begleitete. Neben dem Quantensprung bei der sachgerechten Lagerung bringt die neue Immobilie eine deutliche Entlastung bei den laufenden Kosten im Museumshaushalt.

Funktionales Raumkonzept

Die Raumstruktur des Gebäudes ist optimal geeignet für die Anforderungen eines Museumsdepots. Es gibt kleine, mittlere und große Räume sowie eine große Halle mit guten klimatischen Bedingungen. Die langfristige Aufbewahrung der wertvollen Museumsobjekte ist so gewährleistet. Außerdem vereinfachen sich durch die ideale Raumaufteilung die komplexen Abläufe, die mit der logistischen Betreuung und Dokumentation der oft umfangreichen Neuzugänge und mit den vielfältigen Leihverkehrsaufgaben verbunden sind.

Neben einer fast sechs Meter hohen und etwa 300 Quadratmeter großen Halle, die über ein modernes Rolltor an der Südostseite verfügt, gibt es sechs Räume in gehobener Ausstattung und gute Sanitäreinrichtungen. Das Gebäude verfügt über eine eigene Zufahrt und kann auch von einem Sattelzug problemlos angefahren werden. Ein Vordach schützt angelieferte Objekte vor Regen. Auch großformatige Gegenstände können direkt ebenerdig eingebracht werden.

Ein etwa 50 m2 umfassender Bereich im Halleninneren nahe des Zugangs ist für die Erstlagerung ankommender Gegenstände und/oder Konvolute reserviert. Diese können hier, ohne den sonstigen Ablauf zu stören, lagern, bis die Inventarisierung und Distribution an den langfristigen Lagerstandort erfolgen. Gleich dahinter schließt sich eine Zone mit allen zur „Erstversorgung“ nötigen Utensilien einschließlich eines Industriewaschbeckens an. Hier stehen auch museumseigene Transportbehälter und Packmaterialien bereit für den ebenfalls häufigen Fall, dass das Museumsteam kleinere Konvolute direkt in einer Apotheke abholen kann.

Im benachbarten Inventarisierungsraum bilden leere Regale und Tischflächen die Durchgangsstation für die Vorsortierung der  „Neulinge“. Die Fotostation für die Bilddokumentation nimmt eine Wand ein. Regale an einer anderen Wand halten Packmittel wie säurefreies Seidenpapier und durchsichtige PE-Tüten für die staubsichere Aufbewahrung bereit.
Nach der Inventarisierung werden die Kostbarkeiten direkt in die nahe gelegenen Aufbewahrungsräume verbracht. Dort werden sie nach Gruppen, zum Beispiel Archivalien, Standgefäße oder Waagen, numerisch geordnet und gut zugänglich aufbewahrt.

Platz für tonnenschwere Objekte...

Für die Ausstattung wurden die vorhandenen museumsüblichen Regalsysteme erheblich erweitert. An einer Hallenwand erstreckt sich nun ein Palettenregal von 20 Metern Länge, das auf zwei Ebenen teils tonnenschwere Zeugen der Industrialisierung in der Apotheke birgt. Darunter sind bis zu drei Meter hohe Teemischtrommeln, Pulverisiermaschinen, Pressen, Destillieröfen sowie Mobiliarteile verschiedener Apotheken.

Gleich benachbart konnten auf einer Fläche von rund 60 m2 zwei wertvolle Apothekenensembles frei aufgestellt werden, die aus Platzgründen seit Jahren dicht gepackt auf Paletten standen: das anmutige Barock-Mobiliar der Einhorn-Apotheke Straubing und die Materialkammereinrichtung der Apotheke zum weißen Adler Berlin mit ihren zahllosen Schubkästen in typischer nussbaumfarbiger Gründerzeitlasur.

In der Halle nehmen rund 80 Lagerregale mit etwa 550 Regalbodenmetern die zahlreichen Standgefäße, Mörser, Destilliergefäße, Kleinmaschinen und Drogensammlungen auf. Ein kleiner Bereich nahe des Hallentors ist als Lager für Waren des Museumsshops reserviert. Der größte Vorrat ist zwar im Museum stationiert, aber Großlieferungen auf Paletten können im Heidelberger Schloss nicht angeliefert werden. Sie finden jetzt im Depot einen Platz.

...und kleine Kostbarkeiten

In sechs weiteren, klimatisch unterschiedlichen Räumen von bis zu 55 m2 lagern nun unter anderem Fertigarzneimittel, Rezepturgerätschaften wie Waagen und Gewichte, Krankenpflegeartikel (von der Reiseapotheke bis zum Verbandmaterial) sowie Archivalien, Grafiken, Gemälde und Fotographien. Auch die Briefmarken- und Medaillensammlung sowie die vielfältige Abteilung Varia – von der Apothekeruniform mit Pickelhaube bis zum Zahlteller für Wechselgeld – haben hier einen sicheren Platz.

Für externe Wissenschaftler steht ein eigener Arbeitsplatz bereit. In einem hellen Raum mit WLAN-Zugang können sie in Ruhe Einsicht in die Sammlung, in Archivmaterialien, Zeitschriften und Reihen der Museumsbibliothek nehmen.

Die Depoteinrichtung ist auf Zuwachs geplant. Manch eine Fläche ist noch frei, da Platz für Neuzugänge vorgehalten wird.

Warum wird nicht alles ausgestellt?

Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln: Das sind die vier Säulen der Museumsarbeit. Museen sind als „Archiv für Dinge“ vor allem Teil von Denkmalpflege und Forschung und haben einen öffentlichen Bildungsauftrag.

Durch die Ausstellung, Führungen und Publikationen ist dem Besucher der Auftrag der Vermittlung am vertrautesten. Ohne Sammeln und Bewahren gäbe es das aber nicht, denn: Ohne Sammlung, die bewahrt wird, gibt es keine Objekte, auf deren Basis die Vermittlung von Wissen dazu möglich ist. Sammeln und Bewahren sind nur mit geeigneter Depotfläche abzudecken – daher ist das neue Depot so wichtig für das Deutsche Apotheken-Museum.

Anders ausgedrückt: Die Geschichte des Berufsstands ist im steten Fluss. Neues entsteht, vieles verändert sich, anderes entfällt. Diese Entwicklungen zu dokumentieren, ist Kernaufgabe des Deutschen Apotheken-Museums. Das wiederum bedeutet einen steten Zuwachs im Sammlungsbestand und das erfordert, geeignete Lagerfläche bereit zu halten.

Der Um- und Einzug - Daten und Fakten

Nach Abschluss des Kaufvertrags Ende November 2015 begann auf dem Reißbrett der Museumsdirektorin, Dr. Elisabeth Huwer, die Standortplanung. Ihre interne Excel-Datei „Volumenplanung_Umzug“ war über Monate hinweg sieben Tage in der Woche die unverzichtbare Planungshilfe für die Umzugskoordination – sei es bei der Erhebung der zu bewegenden und neu zu lagernden Objektmengen, bei der Raumplanung für die Regalaufstellung wie auch bei der Koordination der Termine für Regallieferungen, Umzugsabschnitte und der Thermobehandlung.

Als unverzichtbares Gegenstück koordinierte die Betreuerin des Sammlungsmanagements, Dr. Claudia Sachße, in einer anderen Excel-Datei die vielfältigen während des Umzugs aufkommenden Fragen und Informationen zu bestimmten Museumsobjekten. Ebenso leitete sie den wochenlangen Extra-Einsatz des Museums-Aufsichtsteams beim Ein- und Auspacken, der durch den günstigen Umzugszeitpunkt in der Nebensaison möglich wurde. Die Mitarbeiterinnen in der Museumsverwaltung, Anne Roestel und Claudia Binder, hielten währenddessen mit Engagement und Witz ihren Kolleginnen den Rücken frei und übernahmen viele der sonst von ihnen wahrgenommenen Aufgaben.

Ab dem 18. Januar 2016 begann die heiße Phase des Umzugs. Bis zum 14. April wurden rund 15 000 Objekte gesäubert und in 600 Umzugskartons und etwa 150 große fahrbare Plastikwannen verpackt. Fast 80 Paletten wurden mit Schwerlastgut beladen sowie etwa 1800 Bücher und rund 500 Aktenordner in Buchsteigen eingelagert.

Mitte Februar startete eine Thermobehandlung aller organischen Materialien, um eventuell vorhandene Schädlinge nicht ins neue Domizil einzubringen. Ein Restaurierungsunternehmen erledigte dies vor Ort am alten Magazin mit einem speziell ausgerüsteten LKW. Innerhalb von zwei Wochen wurde der komplette LKW sieben Mal jeweils bis unter die Decke neu gefüllt.

Ab dem 1. März, dem Tag des Eigentümerwechsels, begann der Umzug erster Objekte und parallel dazu in den Büroräumen die Trockenbau- und Elektroarbeiten für den Einbau einer Alarm- und Brandmeldeanlage. Als Erstes wurden die Großgeräte und Mobiliarteile an den neuen Standort verbracht. Mitte März startete der Karton- und Wannenumzug. Zeitgleich begann das Auspacken erster Kartons. Die Verlagerung des Museumsarchivs und der Zeitschriften bildete Anfang April den Abschluss. Mitte April war alles ausgepackt und auf 600 m2 Fläche in rund 250 Regalen mit insgesamt etwa 1500 Laufmetern Regalfläche gut zugänglich aufgestellt. Der Feinschliff dauerte noch ein wenig, aber im August 2016 konnte das Einweihungsfest gefeiert werden - das Sommerfest der Museumsmitarbeiter wurde dazu kurzerhand in den neuen Räumlichkeiten gefeiert.

Umziehen ist Teamarbeit...

Zum Gelingen dieser komplexen Logistikleistung haben viele beigetragen: das wunderbare Museumsteam samt allen Aufsichtsmitarbeitern, die sich als Packprofis profilierten, die starken Männer des Heidelberger Transportunternehmens Fritz Fels, die Handwerker, die ohne Ausnahme alle stets voll im Zeitplan lagen, und natürlich alle, die zum Kauf des Gebäudes und seiner praktischen Ausstattung beigetragen haben. Allen auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Wir danken den am Umzug und Ausbau beteiligten Firmen:

Elektro Steidl, Weinheim
Fritz Fels Transporte, Heidelberg
Lohrer Alarm- und Sicherheitstechnik, Weinheim
Dewald Sanitär und Heizung, Heidelberg
Weese Metallbau, Heidelberg

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