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Standgefäße der Rosen-Apotheke Schmalkalden und der Waisenhaus-Apotheke Halle

Eine kleine Serie hochwertiger Glas- und Porzellangefäße sowie einige archivalische Quellen aus der Rosen-Apotheke Schmalkalden konnten mit Unterstützung des Fördervereins Deutsches Apotheken-Museum e.V. erworben werden. Berühmt wurde das Renaissancegebäude noch vor der Nutzung als Apotheke durch hochstehende Übernachtungsgäste während der Treffen des Schmalkaldischen Bundes in den Jahren 1637 bis 1640, darunter der Humanist Philipp Melanchthon (1497 bis 1560). 1664 wurde in dem damaligen Bürgerhaus die „Apotheke zur güldenen Rose“ begründet. Die Besitzerwechsel sind recht gut belegt, doch über Umbau- und Neuausstattungsphasen der Apotheke ist wenig bekannt.

Die Handschriften reichen ins Jahr 1747 zurück, darunter Kaufverträge, Versteigerungsnachweise, ein Privileg für Apotheker Esaias Christoph Vogler 1801 und weitere Schriften, die die Übertragung der Apotheke innerhalb der über mehrere Generationen reichenden Apothekerfamilie Mathias bescheinigen (Inv.-Nr. VII A 2263).

Die Gefäße sind wohl aufgrund des Stils dem frühen 19. Jh. zuzuordnen. Die Qualität vollen Glasflaschen mit Schliffstopfen (Inv.-Nr. II A 4000-4009, II B 1071-1078) tragen aufgebrannte, spitzherzförmige Kartuschen und eine kunstvolle Serifen-Aufschrift. Die Porzellangefäße fallen durch ihre zarte Formgebung auf: eine schmale Flasche mit Kugelknaufstopfen sowie zylindrische Standgefäße mit schmalen konischen Deckeln und einer Aufschrift ohne Kartusche. Es sind Einzelstücke einer ehemals hochwertigen Serie mit milchigweißer Glasur. Einige urnenförmige Sirupkannen ohne Aufschrift zeigen biedermeier-typische Formen.

Bereits Ende des 19. Jhs. war zumindest ein Teil dieser Gefäße wohl nicht mehr in der Offizin in Gebrauch. Eine historische Fotographie des Apothekenhauses im Museumsbestand aus der Zeit um 1890 zeigt das sogenannte „Melanchthon-Zimmer“ mit Arbeitstisch und medizinisch-pharmazeutischer Bibliothek. Auf einem hohen Regal stehen eben solche Porzellangefäße, wie sie nun nach Heidelberg kamen.

Bei diesem Konvolut war auch ein emailbemaltes Becherglas des 18. Jh. Das typische Dekor weist es ehemals als Teil der Gefäßserie der Waisenhaus-Apotheke in Halle/Saale aus. Mit dem Gefäß – die Aufschrift ist leider kaum noch zu entziffern – sind nun fünf Gläser aus dieser Serie im Heidelberger Museumsbestand vorhanden. Weitere Exemplare befinden sich etwa in den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen sowie des Kunstmuseums Moritzburg in Halle/Saale.

Literatur: Max Reinhardt, 300 Jahre Rosen-Apotheke Schmalkalden (1964)

Text: Claudia Sachße