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Beschwerdebrief eines Apothekers aus dem Jahr 1675

Beschwerdebriefe von Apothekern über ‚practicierende‘ Konkurrenz, die in dem durch Privileg zugesicherten Bereich unberechtigt ‚wilderte‘, sind interessante Quellen zu örtlichen Konflikten um die Arzneiversorgung. Apotheker Basilius Naumann aus Sangerhausen im Südharz sandte am 20. Juni 1675 eine solche Klageschrift an Herzog August I. von Sachsen-Weißenfels (Inv.-Nr. VII A 1737).

Naumann berichtete vom Prediger M. Johannes Reiche, Pastor zu Oberröblingen, der „in einem Grauen Langen Reise Roke, auf den Lande, gleich einem Practico, herumb fährt, seine Patienten zu besuchen, u. appliciert denselben seine Medicamenta, welche er von einer Meße zur anderen aus Leipzig kauffet.

Vermutlich bescherte der Prediger Naumann erhebliche Einbußen. Mehrfach bekräftigte er seine dadurch verursachte Notlage und bezog sich auf sein vormals erteiltes Privileg: „ich armer Mann …, mir u. meinen kleinen unerzogenen Kinder zum höchsten Schaden lauffet“. Dabei sind die „unerzogenen Kinder“ sicher nicht im heutigen Sinne zu verstehen, vielmehr waren sie wohl noch ohne Bildung, das heißt unmündig und klein.

Basilius Naumann wirkte Mitte der 1650er Jahre als Apotheker in Lausigk (Bad Lausick, Sachsen). 1657 erhielt er das Bürgerrecht in Borna und beantragte bald ein Privileg für die Aufrichtung einer Apotheke ebendort. Vielleicht wurde diese erste Apotheke in Borna durch ein Feuer zerstört, er appelliert an die Erinnerung des Herzogs, „wie unglücklich ich armer Mann zu Borna abgebrant“. Laut dem Eidbuch der Stadt Borna zog Naumann 1669 nach Sangerhausen. 1680 kehrte er zurück nach Borna und eröffnete im ehemaligen Gasthof „Goldner Stern“ die Löwen-Apotheke.

Text und Foto: Claudia Sachße, Deutsches Apotheken-Museum