Das Deutsche Apotheken-Museum
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Kriege gehören ins Museum!

»Kriege gehören ins Museum!« Treffender als dieser Slogan des Heeresgeschichtlichen Museums Wien für das Gedenkjahr 2014 kann man es kaum auf den Punkt bringen. Nachfolgend ein Blick in die Sammlungen des Deutschen Apotheken-Museums, die einige Exponate aus dem Zeitraum 1914-1918 enthalten.

Der Angriff Österreich-Ungarns auf Serbien am 28. Juli 1914 und die nun greifenden Bündnisvereinbarungen markieren den Beginn jenes Krieges, der in den Medien von Anfang an als »Weltkrieg« bezeichnet wurde. Mit der Mobilmachung im August 1914 gerieten vor allem die Bewohner großer Städte in einen siegessicheren nationalen Taumel, der alle Ebenen des Alltags erreichte, auch die Museen.

Viele historische Museen legten mit großem Eifer vom ersten Kriegstag an »Weltkriegs-Sammlungen« an. Auch im Deutschen Apotheken-Museum, das allerdings erst 1938 eröffnet wurde, finden sich Exponate aus dieser Zeit. Planmäßig gesammelt wurden sie in den ersten Jahren nach der Museumsgründung, und dann wieder ab den 1990er-Jahren. Nachfolgend ein Überblick.

Im Vorfeld der Museumseröffnung suchte man gezielt Objekte, um die Leistungen von Apothekern im Ersten Weltkrieg und in den ehemaligen deutschen Kolonien zu würdigen. So kamen auch Erinnerungsstücke von Apotheker Dr. Rudolf Schulze (1876-1932) in den Bestand. Schulze war ab Mai 1910 Gouvernementsapotheker in der früheren deutschen Kolonie Ostafrika (Tansania). Er hatte Berühmtheit erlangt, weil er unter schwierigsten Bedingungen im Krieg Chinin für die Schutztruppe herstellte. Seine Witwe übergab 1937 seine – leider im 2. Weltkrieg verloren gegangene – Schutztruppenuniform und eine Reichskriegs- flagge der Kolonialsanitätstruppe Dares-Salam (Inv.-Nr. VII E 0190).

Aus dem Besitz von Apotheker Wilhelm Sauer (1895 bis 1948), Heidelberg, stammt eine Uniformjacke, die er im Krieg als Lazarett- apotheker getragen hatte (Inv.-Nr. VII E 187). Vom Bemühen um die Versorgung Verwundeter zeugen Arzneimittel sowie ein zu Pferde mitgeführter Feldkasten (Inv.-Nr. IV F 65, Abb. 1). Er enthält Medikamente, Verbandstoffe und chirurgisches Material, das 1915 zuletzt sterilisiert wurde.

In der Sammlung gibt es auch zahlreiche Verbandmaterialien, darunter Brand,- Kopf-, Nasen- und Augenbinden. Ein ledernes Halsband für einen Sanitätshund (Inv.-Nr. VII E 105, Abb. 2), eine Bandage für Pferde (Inv.-Nr. IV B 131) sowie Beutegut (Kompressen aus russischer Fabrikation, Inv.-Nr. IV B 48), werfen weitere Schlaglichter.

Von zunehmendem Mangel zeugen Verbandstoffe aus Papier (Inv.-Nr. IV B 46 bis 47) und die sogenannte »Kriegsseife« (Inv.-Nr. VII E 106, Abb. 3), ein Einheitsfabrikat, das den Normen des Kriegsausschusses entsprach, der ab 1915 den Verbrauch von Rohstoffen regelte. Mörser aus Eisen und Porzellan (Inv.-Nr. V A 218, 231, 232, 234), mit heroischen Aufschriften (»Durch Krieg zum Sieg«), sollten in der Apotheke die traditionsreichen Mörser aus Bronze und Messing ersetzen, da diese Metalle als »kriegswichtiges Material « abzugeben waren (Abb. 4).

Ein seltener Schatz sind fünf Fotoalben mit Details zur Einrichtung von Sanitätsdepots (Abb. 5, 6). Sie dokumentieren die Standorte Rastatt, St. Quentin, Brüssel, Sofia und Konstantinopel (Istanbul) und spannen damit den Bogen von der »Heimatfront« bis zum Bosporus (Inv.-Nr. VII A 768-772). Auch persönliche Aufzeichnungen sind im Museum bewahrt.

Aus der ersten Kriegsbegeisterung 1914 stammen »Patriotische Gedichte« von Apotheker Max Böttger (1869 bis 1962), Görlitz (Inv.-Nr. VII A 0877).

Apotheker Carl Georg Hasse (1833 bis 1918) notierte 1918, was ein Offizier ihm über die Verhältnisse in Kiew nach dem deutschen Einmarsch erzählte (Inv.-Nr. VII A 833/1). Der Bericht spiegelt die schwierigen Verhältnisse in der kurz zuvor gegründeten Volksrepublik Ukraine nach dem Separatfriedensschluss zwischen der Republik und den Mittelmächten wider und damit den Anfang eines noch heute aktuellen Konflikts.

Im Jahr 2015 konnten zwei Postkarten erworben werden, die bitteren Einblick in eine neue Form der Kriegspropaganda geben, die in den Jahren des 1. Weltkrieges erstmals in diesem Ausmaß angewandt wurde. Beide zeigen als Ansichtskarten-Motiv Fotografien zerstörter französischer Apotheken (Inv.-Nr. VII A 1723, 1745). Das Bildmotiv einer im März 1916 aus Lothringen versandten Karte zeigt das Innere einer Apotheke mit der zerstörten Offizin, die Gefäße stehen noch in den zerschossenen Regalen, der metallene Waaghalter hängt verbogen von der Decke. Die zweite Karte zeigt die "Stadt Sennheim i. E. in Brand geschossen 1914-15 / Kämpfe im Ober-Elsass". An der noch aufrecht stehenden Außenwand des völlig zerstörten Gebäudes hängt noch der Ausleger „Apotheke“. Der rückseitige Text enthält jeweils Grüße an die Familie daheim, er nimmt keinerlei Bezug auf die Bildmotive.

Text: Elisabeth Huwer und Claudia Sachße, Deutsches Apotheken-Museu, Fotos: Claudia Sachße.